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INFORMATIONEN ZU PSYCHOTHERAPIE

Was ist Psychotherapie?

Das Wort Psychotherapie bedeutet übersetzt „Behandlung der Seele“ oder Behandlung von seelischen Problemen. Es leitet sich aus dem altgriechischen Wort „Psyche“ ab, was so viel bedeutet wie Seele, Hauch, Atem.

Nicht jede:r darf eine Psychotherapie durchführen. In Deutschland ist die Berufsbezeichnung Psychotherapeut:in rechtlich geschützt und nur Menschen, die eine sogenannte Approbation (Berufszulassung) erworben haben, dürfen sich so nennen und den Beruf ausüben.

Die Krankenversicherungen haben drei psychotherapeutische Verfahren für die Behandlung von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen anerkannt und übernehmen deshalb auch die Kosten. Hierzu zählen die Verhaltenstherapie, tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie und die analytische Psychotherapie („Psychoanalyse“).

Was ist Verhaltenstherapie?

Verhaltenstherapie vereint verschiedene Therapieansätze und ein breites Spektrum an psychotherapeutischen Methoden, sie bezieht ihre wissenschaftliche Basis aus der psychologischen Forschung und ist stets um Weiterentwicklung bemüht ist. Die Verhaltenstherapie fußt im Kern auf den Lerngesetzen (klassisches Konditionieren, operantes Konditionieren, Modelllernen, kognitives Paradigma), der Entwicklungspsychologie, der Entwicklungspsychopathologie (Entstehung, Entwicklung und Ausgestaltung psychischer Störungen), einschließlich der Neurowissenschaften.

 

Prinzipien der Verhaltenstherapie im Kindes- und Jugendalter:

Verhaltenstherapie ist…

…problemorientiert: Behandlung setzt am aktuellen Problemverhalten an, hierzu wird das Problemverhalten analysiert.

…zielorientiert: es werden gemeinsam Therapieziele festgelegt.

…handlungsorientiert: aktives Einüben neuen Verhaltens und somit die praktische Anwendung der in der Therapie gewonnenen Einsichten.

…nicht auf das therapeutische Setting begrenzt: Übertragung der Therapie in konkrete soziale Situationen, dabei können auch wichtige Personen des sozialen Raums (Lehrer:innen, Eltern) in die Therapie mit einbezogen werden.

…transparent und Hilfe zur Selbsthilfe: Offenheit steht an oberster Stelle, alle Beteiligten werden ihrem Entwicklungsstand entsprechend über auslösende und aufrechterhaltende Faktoren informiert.

(Quelle: Esser, Günter et al.: Klinische Psychologie und Verhaltenstherapie bei Kindern und Jugendlichen – Klassische Verfahren der Verhaltenstherapie, 5. Auflage, Thieme, 2015, S. 344)

 

Was versteht die Verhaltenstherapie unter Verhalten?

Das Wort „Verhalten“ in der Bezeichnung „Verhaltenstherapie“ könnte zu der Annahme führen, dass es lediglich darum geht, dass das von außen beobachtbare Verhalten einer Person verändert werden soll. Doch es geht um viel mehr als das, denn neben dem sichtbaren Verhalten und Körperreaktionen, geht es auch und vor allem um die Innenwelt eines Menschen, also die Gefühle, Gedanken, Motive und Bedürfnisse. Es geht vereinfacht um die Frage, warum sich Probleme entwickelt haben, wodurch sie ausgelöst wurden/werden und welche Faktoren sie aufrechterhalten.

Menschen bringen eine bestimmte Grundkonstitution (Gene, Persönlichkeit, Temperament, etc.) mit ins Leben, sie wachsen in ihren Familien und somit mit unterschiedlichen eng in Beziehung stehenden Personen auf, die ihrerseits einen Einfluss nehmen. Von Beginn an wird ein Mensch durch seine Erfahrungen mit sich selbst und der Welt, bzw. dem Selbst in Beziehung zur Welt, geprägt, ob diese schön, nicht so schön oder gar traumatisierend sind. Ganz unweigerlich entwickelt er ein Bild / Annahmen über sich selbst (Fähigkeiten, Interessen, Bedürfnisse, eigene Grenzen, Beziehungen, etc.). Diese Annahmen über sich selbst oder Erfahrungen, könnte man auch als ein Mosaik beschreiben, in dem jedes Einzelteil für sich steht und gleichzeitig ein Teil des Ganzen ist. Jedes Mosaikteilchen erzählt eine Geschichte von bestimmten Sequenzen des Lebens, aus denen Grundüberzeugungen, Interpretationen / Bewertungen von sich und anderen, aber auch von Beziehungs- und Bindungsmustern, entstanden sind. Grundüberzeugungen beispielsweise können positiv, aber auch negativ sein: „Wenn ich etwas möchte, dann schaffe ich es auch!“ oder „Mich hat keiner lieb!“.  Man kann das Verhalten von anderen entweder grundsätzlich gegen sich gerichtet interpretieren oder aber als liebevoll, freundlich und wohlgesonnen. Viele Menschen kennen es außerdem, dass sie sich selbst stets bewerten und häufig mit anderen vergleichen; manche haben dabei eine gute Meinung von sich und andere werten sich hingegen ab oder empfinden das eigene Verhalten als peinlich.

Solche Gedanken/Bewertungen/Interpretationen prägen unseren individuellen Blick auf die Welt und können Gefühle in einem Menschen auslösen. Im Zusammenspiel aus Gedanken und Gefühlen, formen sich Verhaltensweisen, woraus sich bestimmte Kreisläufe und Erfahrungsmuster entwickeln können. Manchmal ist es so, dass sich hieraus Problemverhalten oder problematische Gefühle entwickeln, aus denen Menschen nicht mehr allein rauskommen, dann können sie sich Hilfe holen, z. B. bei einer:m Therapeut:in.

Was ist der Unterschied zwischen einer  Psychotherapiepraxis

für Kinder und Jugendliche und einer kinder- und jugend-psychiatrischen Praxis?

In einer Praxis für Psychotherapie wird klassisch Psychotherapie durchgeführt. Die Menschen kommen in der Regel einmal pro Woche für 50 Minuten zur Therapiesitzung. Je nach psychotherapeutischem Verfahren und dem Bedarf des/r Patient:in werden auch mehr als ein Termin in der Woche geplant. Ein:e Psychotherapeut:in für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene hat Psychologie oder Pädagogik/Erziehungswissenschaft studiert und im Anschluss noch die mehrjährige Ausbildung zur Psychotherapeut:in absolviert.

Die Arbeit in einer kinder- und jugendpsychiatrischen Praxis basiert auf der Grundlage der Sozialpsychiatrievereinbarung (SPV). Die Praxis wird geleitet von einem/r Facharzt/Fachärztin für Kinder- und Jugendpsychiatrie, auch Psychiater:in genannt, der/die früher entsprechend Medizin studiert hat. In einer SPV-Praxis ist neben dem/der Psychiater:in ein Team tätig, bestehend aus Kinder- und Jugendpsychotherapeut:innen, manchmal auch Heilpädagogi:innen, Ergo- oder Kunsttherapeut:innen. Anders als in einer Praxis für Psychotherapie können hier keine wöchentlichen Termine angeboten werden, sondern höchstens Drei im Quartal (drei Termine in drei Monaten). Das Therapieangebot in einer SPV-Praxis bezieht sich auf die Diagnostik von Kindern und Jugendlichen mit emotionalen und Verhaltensauffälligkeiten, Beratungsgesprächen und Einstellung/Überprüfung von Medikation. In manchen Praxen werden auch Gruppentherapien angeboten. Im diagnostischen Prozess kommen psychologische Testverfahren zum Einsatz, um herauszufinden, was mit dem Kind oder dem/der Jugendlichen los ist. In Zusammenarbeit mit dem/der Psychiater:in und den Praxismitarbeiter:innen werden nach der Diagnostik Empfehlungen zur weiteren Behandlung mit den Familien besprochen. In manchen Fällen wird den Familien die Einstellung auf Medikamente empfohlen, was nur der Psychiater:in verschreiben darf. Da liegt ein großer Unterschied zu Psychotherapeut:innen, diese dürfen nämlich keine Medikamente verschreiben.

Auch über die Diagnostiktermine hinaus, können Kinder und Jugendliche in der psychiatrischen Praxis angebunden bleiben, in manchen Fällen ist das sogar ausreichend und unterstützend genug. Hier können dann die bereits erwähnten drei Termine im Quartal auch nur für Gespräche/Beratung/Verlaufskontrollen genutzt werden. Gut zu wissen ist, dass man neben einer Therapie auch in einer psychiatrischen Praxis angebunden sein kann.​

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